Was verbinden Sie mit „100 Jahre Frauenwahlrecht“?

In welchen Bereichen sehen Sie noch Handlungsbedarf?

Wofür streiten Sie?

 

Berlin, 18. Dezember 2018 / #4genderstudies

 

Prof. Dr. Claudia Gather, Direktorin des HTMI

Das Wahlrecht für Frauen war ein großer und wichtiger politischer Schritt. Es gilt nun aber weiter in der Wissenschaft wie in der Politik,
daran zu arbeiten, dass es nicht noch einmal einhundert Jahre dauert, bis endlich auch die Gleichstellung in allen gesellschaftlichen Bereichen
erreicht ist. Wichtig finde ich vor allem, dass endlich die Care-Arbeiten gleicher zwischen den Geschlechtern aufgeteilt werden.

 

Prof. Dr. Andreas Zaby, Präsident der HWR Berlin

Was verbinden Sie mit „100 Jahre Frauenwahlrecht“? „Ich verbinde mit dem Stichwort „100 Jahre Frauenwahlrecht“ eine große Errungenschaft.“ In welchen Bereichen sehen Sie noch Handlungsbedarf? „Unser aller Respekt gebührt den Menschen, die dafür gekämpft haben. Noch immer kandidieren zu wenige Frauen für politische Ämter – hier sehe ich Handlungsbedarf.“ Wofür streiten Sie? „Ich streite für die weitere Umsetzung der Chancengerechtigkeit. Ganz besonders unseren Studierenden sollen alle Wege offen stehen.

 

Prof. Dr. Susanne Meyer, Vizepräsidentin der HWR Berlin

Was verbinden Sie mit „100 Jahre Frauenwahlrecht“? „100 Jahre sind eine kurze Zeit, wenn man das Alter der Demokratie insgesamt bedenkt. Das sollten wir nicht vergessen!“ In welchen Bereichen sehen Sie noch Handlungsbedarf? Natürlich besteht Handlungsbedarf bei der Verteilung der politischen Mandate: Der Anteil von Frauen im Bundestag und den Länderparlamenten entspricht nicht ihrem Anteil an der Bevölkerung.“ Wofür streiten Sie? „Ich streite für die Ermutigung von Frauen und Mädchen, ihre eigene politische Stimme zu erheben. Und dafür braucht es Bildung!

 

Prof. Dr. Claudius Ohder, Vizepräsident der HWR Berlin

Was verbinden Sie mit „100 Jahre Frauenwahlrecht“? „Das Frauenwahlrecht ist für mich selbstverständlich. Die Frage, weshalb in Deutschland erst 1918 das allgemeine Wahlrecht für Frauen eingeführt wurde, beschäftigt mich daher beinahe mehr.“ In welchen Bereichen sehen Sie noch Handlungsbedarf? „Frauen dürfen in Deutschland seit einhundert Jahren wählen, in der Schweiz wurde das volle Frauenstimmrecht erst 1971 eingeführt und es gibt weltweit weiterhin große politische, kulturelle und soziale Räume, in denen sich Frauen trotz formaler Gleichstellung faktisch nicht an Wahlen beteiligen können. Es wird deutlich: Die rechtliche Gleichstellung ist vergleichsweise jung und allein sichert sie keine gleichberechtigte politische Partizipation von Frauen. Vorurteile, Stereotype, diskriminierende Geschlechterkonzepte haben eine Gleichstellung lange verhindert und sind nach wie vor wirksam. Hier sehe ich – auch für Deutschland – einen Handlungsbedarf.

 

Dr. Sandra Westerburg, Kanzlerin der HWR Berlin

Was verbinden Sie mit „100 Jahre Frauenwahlrecht“? „Dankbarkeit und Bewunderung für all diejenigen, die uns dieses Recht erstritten haben. So selbstverständlich uns das Frauenwahlrecht heute erscheint: Die ersten Frauen – und auch Männer –, die dafür gekämpft haben, waren wirkliche Vordenker*innen und haben erhebliches Befremden ausgelöst. Von Olympe de Gouges über Hedwig Dohm und Helene Lange bis zu Marie Juchacz war es ein weiter, häufig arg steiniger Weg. Das gibt mir zu denken: Welche Selbstverständlichkeiten haben wir heute noch nicht gedacht? Welche Kämpfe haben wir uns einfach noch nicht getraut zu kämpfen?“ In welchen Bereichen sehen Sie noch Handlungsbedarf? „In vielen. Vielleicht ist es am einfachsten, bei den Frauen selbst anzufangen: Frauen trauen sich selbst immer noch weniger zu als Männer in derselben Situation. Warum frage ich mich immer, wenn ich für eine Aufgabe oder eine Position angefragt werde, ob das nicht eigentlich eine Nummer zu groß für mich ist? Und weshalb gehen Männer so viel öfter davon aus, dass sie schon über das nötige Rüstzeug verfügen? Selbstreflexion ist wichtig und ich sehe keine Lösung darin, wenn Frauen die härteren Männer werden. Im Bereich Empowerment besteht aber großer Handlungsbedarf.“ Wofür streiten Sie? „Für echte Gleichstellung. Es wurde schon so viel erreicht, es bleibt immer noch so viel zu tun. Auch wenn starre Quoten, zum Beispiel bei der Besetzung von Gremien, mitunter dazu führen, dass die wenigen Frauen in Führungspositionen zusätzlich belastet werden – ohne Quoten scheint es, nicht zu gehen. Und ohne eine halbwegs geschlechterparitätische Besetzung von Stellen, Gremien und Funktionen kann echte, selbstverständliche Gleichstellung nicht funktionieren.

 

Prof. Dr. Martina Sproll, HWR Berlin und Mitglied des HTMI

Was verbinden Sie mit „100 Jahre Frauenwahlrecht“? „Mit 100 Jahre Frauenwahlrecht verbinde ich, dass Rechte nicht von alleine kommen, selbst wenn alle vernünftigen Gründe und die Norm der Gleichheit dafür sprechen. Es waren sehr gewaltsame Auseinandersetzungen, die viele Opfer gefordert haben, um das Frauenwahlrecht durchzusetzen. Ohne die entsprechenden Organisationen und den Einsatz der Aktivistinnen wäre das nicht gelungen.“ In welchen Bereichen sehen Sie noch Handlungsbedarf? „Zwar ist formal auf vielen Gebieten eine Gleichstellung gelungen. Allerdings wissen wir, dass Frauen nicht nur weit von gleicher Bezahlung und gleicher Beteiligung an Machtpositionen (egal ob in Wirtschaft oder Politik) entfernt sind, sondern sie sind auch weiterhin großer Gewalt ausgesetzt und haben kein ausreichendes Selbstbestimmungsrecht über ihren Körper.“ Wofür streiten Sie? „Für Gleichberechtigung in einem emanzipatorischen Sinn. Gegen den Rollback, der angesichts des Rechtsrucks und des damit verbundenen Anti-Genderismus droht.

 

Dr. Jana Hertwig, Leiterin des Schwerpunktbereiches „Recht & Gender“ und Wissenschaftliche Mitarbeiterin des HTMI

Wir Frauen in Deutschland gehen heute selbstverständlich wählen. Allerdings ist es nach wie vor nicht selbstverständlich, dass Frauen auch zu 50 Prozent auf den Wahllisten stehen. Egal ob im Bundestag, in den Landtagen, Stadt- oder Kreistagen – Frauen sind nach wie vor unterrepräsentiert. ‚Mehr Frauen in die Parlamente!‘, ‚Parität in allen Bereichen‘ und ‚Änderung des Wahlrechts zugunsten von Frauen‘ sind deshalb heute die zentralen Forderungen in Politik, Wissenschaft und Gesellschaft. Friedrich Ebert war 1919 fest davon überzeugt: ‚Demokratie braucht Demokraten!‘. Ich möchte hinzufügen: Demokratie braucht auch Frauen – und zwar nicht nur als Wählerinnen, um deren Stimmen Parteien werben, sondern auch als Vertreterinnen des Volkes, so wie es Artikel 38 unseres Grundgesetzes für alle Abgeordneten des Deutschen Bundestages bestimmt. Dafür müssen wir alle, jeweils nach unseren Möglichkeiten, noch hart arbeiten.

 

Prof. Dr. Aysel Yollu-Tok, stellv. Direktorin des HTMI

Wahlrecht ist das Grundrecht von Menschen, um an der Gestaltung der Gesellschaft zu partizipieren, in der sie leben. Seit einhundert Jahren gilt das Grundrecht auch für Frauen; eine wirkliche Partizipation ist nach einhundert Jahren aber nicht erreicht. Es besteht Handlungsbedarf in Fragen der Berufswahl, der Pflegearrangements, der Gestaltung neuer und alter Erwerbsformen und vieles mehr. Wollen wir eine wirkliche Partizipation, Teilhabe und Gleichstellung, dann sollten wir nicht in alten Diskussionen verharren, in der über gefühlte Gleich- und Ungleichheiten verhandelt wird, sondern gemeinsam die wissensbasierte Diskussion stärken.

 

Katrin Bernhardt, HWR Berlin

Was verbinden Sie mit „100 Jahre Frauenwahlrecht“? „Die Normalität, die inzwischen dieses Recht hat – gut so! Aber immer auch das Erschrecken darüber, dass manche – egal welchen Geschlechts – mit meiner Meinung nach irrwitzigen Begründungen (‚Politik betrifft mich nicht‘) davon nicht Gebrauch machen.“ In welchen Bereichen sehen Sie noch Handlungsbedarf? „Der Gender Pay Gap. Wieso endet die Diskussion immer dann, wenn auf den bereinigten Gender Pay Gap verwiesen wird? Ist ein einstelliger Prozentwert nicht ungerecht genug? (…) “ Wofür streiten Sie? „Vielleicht für zu wenig. Vielleicht muss man ja auch nicht immer streiten, sondern vielleicht gibt es manchmal auch einen weniger ernsten Weg, um Botschaften zu verbreiten.

 

Anja Rosenbaum, HWR Berlin

Was verbinden Sie mit „100 Jahre Frauenwahlrecht“? „Selbstständigkeit, Stärke, Mut.“ In welchen Bereichen sehen Sie noch Handlungsbedarf? „Loslösung von geschlechterspezifischen Rollenbildern, z.B. in der Spielzeugindustrie und (früh)kindlichen Bildung sowie für mehr Attraktivität informations- und ingenieurstechnischer Berufe für Frauen.“ Wofür streiten Sie? „Für echte Gleichberechtigung aller Geschlechter.

 

Ljubomir Stankovic, HWR Berlin

Was verbinden Sie mit „100 Jahre Frauenwahlrecht“? „(…) die Renaissance der Demokratie und der lebendigen Politik. Ich hörte einmal, dass die ‚Ahnung einer Frau mehr wiegt als das Wissen aller Männer in einem Raum.‘ Wenn ich an meine Frau denke, dann trifft das durchaus zu. Viele Entscheidungen habe ich getroffen, weil das Gefühl meiner Frau mich dazu bestärkt hat, den Weg zu gehen.“ In welchen Bereichen sehen Sie noch Handlungsbedarf? „(…) in vielen, vielen Verwaltungsebenen, Kommunalpolitik, Berufe, die in unseren Augen typisch ‚männlich‘ sind usw.“ Wofür streiten Sie? „(…), dass Gleichstellungsbeauftragte überall Bestandteil sein sollten, damit die Quote flächendeckend gleich ist.

 

Jolie Rochell, Studierende der HWR Berlin

Was verbinden Sie mit „100 Jahre Frauenwahlrecht“? „Es zeigt mir, dass der Zeitraum, seitdem Frauen das Recht haben zu wählen, wer ihr Land regieren darf und wer Entscheidungen über ihre eigene und die Zukunft ihrer Kinder treffen wird, noch nicht sehr lange besteht. Dieser Tag sollte daher gefeiert und die Frauen, die sich damals für spätere Generationen (wie meine) eingesetzt haben, geehrt werden!“ In welchen Bereichen sehen Sie noch Handlungsbedarf? „(…) Gerade in der Politik liegt meiner Meinung nach die Möglichkeit, Gleichberechtigung weiter in der Gesellschaft zu etablieren und zu bestärken. Es muss mehr darüber geredet werden, was die eigentlichen Probleme sind (…).“ Wofür streiten Sie? „Weltfrieden und Gleichberechtigung!

 

Dr. Karin Reichel, Geschäftsführerin, FrauenComputerZentrumBerlin e.V.; Mitglied des HTMI

Was verbinden Sie mit „100 Jahre Frauenwahlrecht“? „Dankbarkeit für die vielen Kämpferinnen, die z.T. unter großen Opfern das Frauenwahlrecht erstritten haben!“ In welchen Bereichen sehen Sie noch Handlungsbedarf? „In allen Bereichen, in denen noch immer keine Geschlechtergerechtigkeit herrscht: z.B. in Führungspositionen, in der Politik, im Bereich Care-Work, in den MINT-Berufen.“ Wofür streiten Sie? „Für mehr Geschlechtergerechtigkeit in allen Bereichen, im FCZB insbesondere für den Abbau des digital gender gap.

 

Birte Driesner, Mitarbeiterin im Büro der Zentralen Frauenbeauftragten, HWR Berlin

Was verbinden Sie mit „100 Jahre Frauenwahlrecht“? „Selbstbestimmung und in der Theorie gleichberechtigte Teilhabe am politischen Leben. Gleichzeitig aber auch die Erkenntnis, dass das Recht zu wählen und gewählt zu werden nicht gleichzeitig eine tatsächliche gleichberechtigte Teilhabe und Chancengleichheit für alle Geschlechter bedeutet.“ In welchen Bereichen sehen Sie noch Handlungsbedarf? „In Recht und Gesellschaft ist die gleichberechtigte Teilhabe von Frauen und insbes. von Menschen mit nicht-binären Geschlechteridentitäten noch lange nicht erreicht.“ Wofür streiten Sie? „Ich streite für eben diese gleiche Teilhabe aller Geschlechter am politischen und gesellschaftlichen Leben. Die nächsten Schritte sollten meiner Meinung nach die Einführung des Paritätswahlrechts und die rechtliche Gleichstellung von Personen sein, die sich nicht in binären Geschlechtervorstellungen wiederfinden.

 

Nina Schlosser, HWR Berlin

Was verbinden Sie mit „100 Jahre Frauenwahlrecht“? „100 Jahre im Leben einer einzigen Frau sind mehr, als die meisten (deutschen) Frauen leben. 100 Jahre in der Geschichte stellen lediglich ein kleines Zeitfenster dar. Mir führt diese Zahl erneut vor Augen, dass mein Recht zu wählen gar nicht sehr alt, für mich aber schlicht selbstverständlich ist.“ In welchen Bereichen sehen Sie noch Handlungsbedarf? „Diese Zahl verdeutlicht mir aber auch, dass es andere Gebiete gibt, auf denen noch Nachholbedarf besteht, z.B. im Hinblick auf den Anteil an Frauen in Aufsichtsräten / Vorständen / höheren Positionen, ihre steuerrechtliche Position, die Pflege für Kinder / ältere Menschen, die gesellschaftlichen Werte oder auch den Rückschritt, den viele Frauen heute gehen, obwohl sie hoch gebildet sind.“ Wofür streiten Sie? „Ich setze mich für Gleichberechtigung und Fairness ein. Ich betrachte die Gleichberechtigung nicht ausschließlich zwischen den Geschlechtern, sondern auch innerhalb derer. Ich bin gegen Diskriminierung im Allgemeinen und möchte mich gern dafür einsetzen, dass es mehr Gerechtigkeit gibt, auch hier an der HWR. Bezüglich der Frauen möchte ich, dass Frauen selbstbewusster werden, ihre Chancen wahrnehmen und ihre Interessen durchsetzen. Ich möchte, dass deutsche Frauen ihre Unabhängigkeit leben. Ich sollte allerdings mehr dafür tun, als mit den Frauen in meinem näheren Umfeld zu sprechen. Das sehe ich ein.

 

Lola Attenberger, AStA, HWR Berlin

Was verbinden Sie mit „100 Jahre Frauenwahlrecht“? „Freude über die Stärke der Frauen in Deutschland – Befangenheit über das mangelnde Recht in anderen Teilen der Welt.“ In welchen Bereichen sehen Sie noch Handlungsbedarf? „Verbesserungen für Frauen als Führungsrollen – Strateginnen – Mut für Frauen, sich nicht zurückzustellen.“ Wofür streiten Sie? „Für die weitere Verbesserung des Bildes der Frau – ohne Abhängigkeit vom Mann (ohne sich immer rückversichern zu müssen bzw. wenn, dann auf Augenhöhe).

 

Prof. Dr. Elni N. E. Rigas, HWR Berlin 

Was verbinden Sie mit „100 Jahre Frauenwahlrecht“? „Mir ist bewusst, wie langsam die Einführung des Frauenwahlrechts in den verschiedenen Ländern durchgesetzt worden ist. In diesen einhundert Jahren haben einige Frauen einen immensen Mut und Entschlossenheit gezeigt, um gehört und ernst genommen zu werden. Eine beharrliche Sensibilisierung und maßgebende Bewusstseinsveränderung waren erforderlich, um die gesellschaftlichen Strukturen so eingehend zu hinterfragen und die ungerechte und unangemessene Behandlung der Frauen durch das Stimmrecht aufzuheben.“ In welchen Bereichen sehen Sie noch Handlungsbedarf? „Es müssen weiterhin Impulse gesetzt werden, um Unrechtserfahrungen zu minimieren. Gleichstellung und Gleichberechtigung sollen durch Überwindung von Glaubenssätzen und Stereotypisierung weiterhin angestrebt werden. Akzeptanz und Verbundenheit jenseits von Rollenstereotypen sollen durch verschiedene Maßnahmen unterstützt werden. Der Aspekt ‚geschlechtsunspezifische Kompetenz‘ sollte dabei in Bildungs- und Sozialprogrammen fest im Fokus stehen.“ Wofür streiten Sie? „Ich plädiere für eine kontinuierliche kritische Reflexion: Inwieweit werden die Präsenz und Partizipation von Frauen in Richtung Gleichstellung berücksichtigt? Was kann ich als einzelne Person dazu beitragen – im Denken, Sprechen und Handeln?

 

Pia Siebensohn, Studierende der HWR Berlin

Was verbinden Sie mit „100 Jahre Frauenwahlrecht“? „Riesiger Fortschritt in der Emanzipation der Frau (wobei einhundert Jahre eigentlich nicht viel ist.).“ In welchen Bereichen sehen Sie noch Handlungsbedarf? „In der Gleichberechtigung von Frauen und Männern. Speziell darin, dass Frauen für den gleichen Job weniger Geld verdienen. Das muss dringend behoben werden.“ Wofür streiten Sie? „Genau dafür streite ich.

 

Prof. Dr. Madeleine Janke, HWR Berlin

Was verbinden Sie mit „100 Jahre Frauenwahlrecht“? „Ich verbinde mit 100 Jahren Frauenwahlrecht die Freude darüber, dass es für Frauen heute selbstverständlich ist, an politischen Entscheidungsprozessen teilnehmen zu können. Dieses Jubiläum ist sehr gut geeignet, sich noch einmal bewusst zu machen, dass der Weg bis zur Einführung des Frauenwahlrechts sehr beschwerlich war und Frauen lange dafür kämpfen mussten. Widerstände gab es in vielen Bereichen – auch in den Reihen der Frauen selbst. Letztlich zeigt die Einführung des Frauenwahlrechts aber deutlich, dass ein konsequentes, gemeinsames Eintreten für ein Ziel zu einem großen Erfolg führen kann.“ In welchen Bereichen sehen Sie noch Handlungsbedarf? „Auch heute gibt es noch große Unterschiede bei den Frauenanteilen in den nationalen Parlamenten. Vorneweg sind die skandinavischen Länder wie Schweden, Finnland und Norwegen mit Frauenanteilen von jeweils über 40%. Aber auch die Länder Spanien und Frankreich liegen mit Frauenanteilen von knapp unter 40% immer noch deutlich vor. Deutschland mit ca. 30%. In Liechtenstein und Ungarn liegen die Frauenanteile bei jeweils nur ungefähr 12%. Das bedeutet, dass wir – nicht nur in Deutschland – auch einhundert Jahre nach Einführung des Frauenwahlrechts noch weit von Parität entfernt sind. Insoweit sollte das Jubiläum auch zum Nachdenken darüber anregen, welchen Beitrag jede/r Einzelne zur weiteren Verbesserung der Situation leisten kann.“ Wofür streiten Sie? „Ich streite für eine geschlechtergerechte Hochschul- und Wissenschaftskultur und setze mich dafür im wissenschaftlichen Alltag ein. Bisweilen treffe ich noch auf unterschwellige Vorbehalte gegenüber Wissenschaftlerinnen. Diesen trete ich gerne entgegen. Je mehr Frauen ihre Fähigkeiten und Kompetenzen in die Wissenschaft einbringen, desto mehr exzellente Forschungsergebnisse werden erzielt. Gleichstellung und Chancengleichheit fördern die Leistungsfähigkeit des Wissenschaftssystems. Nicht vergessen werden sollte in diesem Zusammenhang aber auch, dass es sich hierbei um elementare gesellschaftliche Werte handelt. Die Hochschulen als öffentlich-rechtliche Bildungsinstitutionen sollten an dieser Stelle eine Vorreiterposition einnehmen und diese Werte konsequent verfolgen und umsetzen.