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Arbeitslose ohne Leistungsansprüche: Analyse von Hintergründen, sozialer Situation und der Dynamik im Lebenslauf

Projektleitung: Sigrid Betzelt
Projektmitarbeit: Mareike Ebach
Förderung: Hans-Böckler-Stiftung, Zukunft des Wohlfahrtstaates
Laufzeit: Oktober 2014 bis September 2016

Das Projekt zielte auf die empirische Untersuchung der Gruppe der Nichtleistungsbeziehenden, also Arbeitsloser, die weder Anspruch auf Arbeitslosengeld I nach Sozialgesetzbuch III (SGB III), noch auf Grundsicherungsleistungen nach SGB II haben. Aktuell sind dies in Deutschland fast eine Viertelmillion Menschen oder ein Viertel aller SGB III-Arbeitslosen, darunter besonders viele ältere Frauen.

Die Problematik Arbeitsloser ohne Leistungsbezug ist nicht völlig neu, hat sich aber mit den Hartz-Reformen verschärft. Sie ergab sich vor ‚Hartz IV’, wenn Personen aufgrund diskontinuierlicher Erwerbsbiografien keine Ansprüche in der Arbeitslosenversicherung aufbauen konnten und sie mangels Bedürftigkeit auch keine Arbeitslosen- oder Sozialhilfe erhielten. Mit den Hartz-Reformen gingen der Wegfall der Arbeitslosenhilfe, verengte Zugangsbedingungen für Versicherungsleistungen und die vollständige Anrechnung von Partnereinkommen bei der Bedürftigkeitsprüfung für Arbeitslosengeld II einher. Dies hatte zur Folge, dass besonders für Personen in Paar-Haushalten (und hier vor allem für Frauen) der Zugang zu Sozialleistungen und sozialer Absicherung erschwert wurde. Zudem entstanden zwischen SGB II und SGB III neue Schnittstellenprobleme. Die Zuordnung zu den Rechtskreisen variiert je nach materieller Lage des Haushalts, insbesondere dem Erwerbsstatus des Partners/der Partnerin.

Zunächst zielte das Projekt auf eine systematische Aufarbeitung der komplexen Hintergründe der Entstehung von Arbeitslosigkeit ohne Leistungsanspruch: Welche Varianten der Arbeitslosigkeit ohne Leistungsanspruch gibt es, welche Rolle spielen verschiedene Einkommensarten einschließlich Sozialtransfers, Rentenansprüchen sowie von Vermögen wie selbst genutztem Wohnraum für die sozialrechtliche Nichthilfebedürftigkeit nach SGB II? Auf dieser Basis wird das Phänomen Nichtleistungsbezug in seiner Vielfalt und Dynamik (Übergänge aus Nicht-/Erwerbsstatus) unter Einbezug der privaten Haushaltskontexte untersucht. Wie häufig und welcher Art sind Zu- und Abgänge in / aus dem Status Nichtleistungsbezug? Wohin finden diese Statusübergänge statt und welche Einflussgrößen gibt es? Gibt es typische Erwerbsverlaufsmuster? Wie wird der Status und seine Entstehung sowie die Aktivierungspraxis der Bundesagentur von den Personen subjektiv erlebt und welche individuellen Handlungsstrategien finden sich?

Das Projekt verfolgte ein mixed-methods design quantitativer und qualitativer Methoden:
1. Auf Basis des Haushalts-Panels PASS des IAB Nürnberg wurden komplexe, detaillierte Quer- und Längsschnittanalysen der Gruppe der Nichtleistungsbeziehenden der Wellen 2006-12 und ihres Haushaltskontexts durchgeführt (gepoolte Querschnittanalysen; deskriptive Sequenzanalysen der Erwerbsverläufe; multivariate Panelanalysen sowie Ereignisanalysen der Statusübergänge).
2. Biografische, problemzentrierte Interviews mit Nichtleistungsbeziehenden (NLB) zielten auf ein tieferes Verständnis der individuellen Hintergründe des Nichtleistungsbezugs, der Erwerbsverläufe und (Paar-)Konstellationen im Haushaltskontext und der Handlungsstrategien. Dabei diente die Typisierung von NLB auf Basis der quantitativen und der institutionellen Analysen als Grundlage für die Samplebildung. Ergänzend wurden Expert/inn/engespräche mit relevanten AkteurInnen im Feld geführt.

Informationen zu den Projektergebnissen werden bald vorgstellt.